Neuraltherapie bedeutet die Behandlung bestimmter Körperpunkte mit kleinen Mengen von Lokalanästhetika (örtlichen Betäubungsmitteln) zur Beeinflussung des vegetativen Nervensystems. Die Injektionsstellen sind vielfältig und hängen vom jeweiligen Krankheitsbild ab.
Die Neuraltherapie ist weltweit verbreitet und hat sich unter anderem bewährt bei:
- Augenerkrankungen
- Glaukom, Entzündungen des vorderen Augenabschnitts
- Gynäkologische und urologische Beschwerden (Zyklusstörungen, Dysmenorrhoe, Blasenleiden, chronische Entzündungen, klimakterische Beschwerden)
- Hals-Nasen-Ohren- und Zahn-Erkrankungen (Schwindel, Reisekrankheit, Tinnitus, Erkrankungen der Ohren und Nasennebenhöhlen (Sinusitis), Heuschnupfen; chronische Kieferostitis, unklare Zahnschmerzen)
- Hauterkrankungen (Neurodermitis, Akne, Allergien, Herpes, Zosterschmerz)
- Herz- und Kreislauferkrankungen (Herzrhythmus-Störungen, Bluthochdruck, Herzbeschwerden ohne organischen Befund, Durchblutungsstörungen
- Erkrankungen im Bereich der Lunge (Asthma, chronische Bronchitis)
- Magen-Darm-Erkrankungen (chronische Gastritis, Durchfall, Entzündungen)
- Neurologische Erkrankungen (Kopfschmerz, Migräne, Gesichtslähmungen, Neuralgien, insbesondere Trigeminusneuralgie)
- Orthopädische Erkrankungen (LWS-Syndrom, Wirbelsäulenbeschwerden, Hexenschuss, Ischias, Arthrosebeschwerden, Schulter-Arm-Syndrom, Tennisellenbogen und andere Gelenkbeschwerden)
Neuraltherapie ist sanft
Nach Erhebung der Krankengeschichte und einer gründlichen Untersuchung wird ein Therapieplan erstellt, insbesondere welche Punkte und Regionen für die Behandlung in Frage kommen. Sie können sich im Bereich der erkrankten Körperregion oder auch weiter entfernt vom Krankheitsgeschehen (Zahn-Kiefer-Region, Wirbelsäule, Bauchregion oder an Armen und Beinen) befinden. Bei der Behandlung liegt der Patient entspannt auf einer Liege oder sitzt abgestützt auf einem geeigneten Untersuchungsstuhl.
Eine erste Testinjektion wird durchgeführt und bei guter Verträglichkeit durch weitere Injektionen ergänzt, was bei fachkundiger Durchführung nur wenig Schmerzen verursacht. Ist der richtige Punkt getroffen, spüren manche Patienten eine sofortige Besserung ihrer Beschwerden („Sekundenphänomen“).
Die Kunst der Neuraltherapie besteht in dem „Gewusst wo“ der Injektion und in der richtigen Interpretation der aufgrund der Behandlung auftretenden Reaktionen und Phänomene. Sie verlangt vom Therapeuten große Erfahrung und eine gute Beherrschung der Untersuchungs- und Behandlungstechnik. Bei akuten Erkrankungen werden Behandlungen alle 1-3 Tage, bei chronischen Erkrankungen meist alle ein bis zwei Wochen durchgeführt. Eine Sitzung dauert zwischen 15 und 30 Minuten.
In der Regel sind bei akuten Erkrankungen 2-4 Sitzungen, bei chronischen Beschwerden 5-15 Sitzungen erforderlich. Eine Auffrischungsbehandlung nach Eintritt der Beschwerdefreiheit zur Erhaltung des Therapieerfolges kann ggf. nach einem halben bis einem Jahr notwendig sein.
Neuraltherapie – verschiedene Formen
Es gibt verschiedene Formen der Neuraltherapie. Gut ausgebildete Ärzte beherrschen alle Verfahren. In der „kleinen Neuraltherapie“ (Therapeutische Lokalanästhesie, TLA) werden die Punkte der Haut gequaddelt, meist im Bereich der geklagten Beschwerden oder in bestimmten zugehörigen (Reflexzonen). Bei der Segment-Neuraltherapie wird die Behandlung auf benachbarte Zonen im Bereich der Beschwerden ausgedehnt und umfasst auch die Injektion in Nerven. Bei der Triggerpunkt-Neuraltherapie behandelt der Arzt schmerzhafte Punkte in der Muskulatur.
Die Störfeldtherapie, die hohe Schule der Neuraltherapie, sucht und behandelt gestörte Areale des Körpers, die an ganz anderen Stelle liegen als die zugehörigen Beschwerden, so genannte Herde oder Störfelder. Häufige Störfelder sind Narben, entzündete Zähne oder Organe (Nebenhöhlen, Rachenraum, Leber, Schilddrüse). Auch chronisch belastete Zonen (wie der Unterleib der Frau nach Geburten, operativen Eingriffen oder langjährigen Menstruationsbeschwerden) können Herdcharakter annehmen.
Nebenwirkungen treten bei korrekter Durchführung kaum auf. Vor Beginn der Behandlung wird in der Regel ein Allergietest (meist mittels Hautquaddel) durchgeführt, um eine Unverträglichkeit von Lokalanästhetika auszuschließen.
In manchen Fällen kann es zu Kreislaufreaktionen oder kleinen Blutergüssen kommen. Infektionen sind bei Verwendung von Einmalnadeln nicht zu befürchten. Patienten die blutverdünnende Mittel nehmen (z.B. Marcumar), können nur in besonderen Ausnahmefällen behandelt werden.
Bestimmte Reaktionen auf die Behandlung sind von besonderer Bedeutung: Es kann zu einer vorübergehenden Verschlimmerung der Beschwerden kommen. Dies ist ein Zeichen der Reaktion des Körpers auf den Reiz und klingt meist nach kurzer Zeit wieder ab mit nachfolgender deutlicher Besserung der Beschwerden (so genannte Erstverschlimmerung).
Kosten der Therapie
Die Neuraltherapie ist in Deutschland nur in ihrer einfachsten Form, der kleinen Neuraltherapie, eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Die privaten Kassen erstatten die Kosten für Neuraltherapie in unterschiedlicher Höhe.
Wir geben Ihnen hierzu gern weitere Informationen.
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